Vier Freunde feiern den Junggesellenabschied ihres Kompanen, machen ordentlich einen drauf, wachen völlig heruntergekommen in einem Hotelzimmer auf, können sich an nichts mehr erinnern und versuchen, die Geschehnisse der vergangenen Nacht zu rekonstruieren. Ich spreche hier übrigens nicht vom ersten Hangover, denn diese einleitenden Zeilen lassen sich eins zu eins auf den Nachfolger übertragen. Hangover 2 ist eher als Remake denn als Fortsetzung anzusehen, kopiert er doch dreist alle Elemente, die den ersten Film so beliebt gemacht haben, büßt aber gleichzeitig so ziemlich jeden Unterhaltungswert ein.

Phil, Stu und Alan auf dem Dach des Hotels in Bangkok

Phil, Stu und Alan auf dem Dach des Hotels in Bangkok

One night in Bangkok

Diesmal liegt der Fokus auf Stuart, dem noch mit vernünftigsten Charakter der Truppe, welcher seine asiatische Verlobte Lauren in Thailand zur Frau nehmen möchte. Natürlich sind auch seine Freunde Doug, Phil und Alan mit von der Partie, mit denen er jedoch zunächst nur einen gemütlichen Junggesellenbrunch einnehmen möchte – verständlich, wenn man sich auf die Ereignisse vor Dougs Hochzeit zurückbesinnt. Natürlich stößt dies nicht auf Gegenliebe bei seinen Kumpels, aber es soll ja auch nicht dabei bleiben. So treten die vier inklusive Teddy, dem kleinen Bruder von Stus Verlobten, die Reise nach Thailand an. Nach der ersten feierlichen Zeremonie lässt sich Stu schließlich dazu überreden, am späten Abend noch etwas mit seinen Jungs zu unternehmen.

Die vier Jungs am Lagerfeuer, vor ihrem Trip

Die vier Jungs am Lagerfeuer, vor ihrem Trip

Wo das endet, ist dem Zuschauer selbstverständlich klar. So finden sich Stu, Phil und Alan mitten in Bangkok wieder, Doug ist mal wieder nicht bei ihnen, wobei er nicht verschollen ist, sondern die Truppe am Abend bereits früher verlassen hat. Vielmehr fehlt Teddy, sodass die Ausgangssituation von Hangover wieder hergestellt ist – wie originell! Dann wird einmal kurz telefoniert, die Hochzeit muss zunächst aufgeschoben werden, die Suche in der Millionenmetropole beginnt.

Im Osten nichts Neues

 

Das Dreiergespann in den Straßen Bangkoks

Ich erspare mir hier weitere Einzelheiten der Handlung, denn wer den ersten Teil gesehen hat, weiß Bescheid, was innerhalb der 100 Minuten über die Leinwand flimmert. Variationen kann man an einer Hand abzählen: Bangkok statt Las Vegas, Teddy statt Doug, Tatoo statt Zahnlücke, Affe statt Tiger. Dazu muss ich allerdings sagen, dass die Kulisse Bangkoks gut eingefangen wurde, die chaotische Stimmung und das schmutzige Ambiente passen gut zum Befinden der Protagonisten, wenngleich Las Vegas reizvoller daherkam.

Kann der Streifen die Vorhersehbarkeit und Redundanz denn wenigstens durch zündene Gags kompensieren? Leider nicht wirklich, ist Hangover doch das perfekte Beispiel dafür, wie alles in Fortsetzungen noch größer, aufgeblasener und vulgärer gestaltet werden muss. Jetzt ist die Prostituierte noch dazu eine Transsexuelle, ein abgehakter Finger schmückt die Kinoleinwand, ein Äffchen wird als Drogenlieferant eingesetzt und allgemein geht es diesmal noch öfters unter die Gürtellinie.

Im Auto mit Mr. Chow

Im Auto mit Mr. Chow

Happy End

Hangover 2 ist jedoch kein kompletter Untergang, denn die Charaktere hat man dann doch auf eine gewisse Art liebgewonnen. Zach Galifianakis alias Alan kann als unbelesen naiver Clown für so manchen Lacher sorgen, vor allem wenn es um den „Clash of Cultures“ geht. Ed Helms als Stu verkörkpert wie gewohnt amüsant den oftmals verzweifelten, hysterischen Zahnarzt, der einem in gewissen Situationen schon Leid tun kann.

Erwähnenswert ist auch wieder der Auftritt des Mr. Chow, der dieses Mal eine etwas größere Rolle erhielt und das Dreiergespann in so manch haarige Situation hineinreitet. Unterm Strich ist man als Zuschauer jedoch froh, wenn der Trip zum Ende kommt. Als kleines Bonbon kann man den Cameo-Auftritt von Mike Tyson ansehen, der wieder herrlich und selbstironisch gelungen ist und einen zum schmunzeln bringt.

Stu mit Gitarre

Fazit

Bedenkt man den Erfolg des ersten Teils, war schon zu befürchten, dass so etwas den Weg ins Kino schafft. Ich frage mich ja, ob Regisseur Todd Phillips wirklich Lust hatte, einen Nachfolger zu drehen. Aber der Druck der Studios war vermutlich immens, denn aus der Marke Hangover lässt sich einiges rausholen. Schade, dass das Ergebnis so ernüchternd ausfällt und insgesamt in der Kategorie „mäßiges Remake“ anzusiedeln ist.

Hangover 2 (2011) Kritik
Gesamteindruck
2.5Gesamtwertung

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