The Thing (2011) Kritik
Gesamteindruck
3.5Gesamtwertung

1938 legte John Wood Campbell Jr. mit seiner Kurzgeschichte „Who goes there?“ den Grundstein für einen der besten Horrorstreifen, die je gedreht wurden. Zum ersten mal 1951 unter dem Titel „The Thing from Another World“ (dt.: „Das Ding aus einer anderen Welt“) verfilmt, folgte 1982 ein Remake mit Kurt Russel unter der Regie von Horror-Veteran John Carpenter, das unter Filmkennern bis Heute als Meilenstein in dem Genre zählt.

Kate Lloyd wird zu einer aufregenden Expedition gerufen © Universal Pictures

Kate Lloyd wird zu einer aufregenden Expedition gerufen © Universal Pictures

Dem Remake folgt das Prequel

Und wo Remakes gerade zur Zeit wieder richtig in Mode sind, entschloss man sich, den Stoff um das von Forschern in der Antarktis gefundene außerirdische Wesen neu zu verfilmen – wobei „The Thing“ (2011) nicht eine 1:1 Kopie zum gleichnahmigen Film von 1982 ist, sondern die Vorgeschichte dazu erzählt, sich also als ein waschechtes Prequel entpuppt. Anmutende Skepsis scheint durch aus berechtigt, neigen vorangestellte Geschichten doch oft dazu, qualitativ nicht an die großen inhaltlichen Nachfolger anschließen zu können. Diesmal versucht sich nun der niederländische Regisseur Matthijs van Heijningen Jr., der sich bereits als Verehrer John Carpenters bekannte, an dem vielversprechenden Stoff.

In der Hauptrolle sehen wir Mary Elizabeth Winstead (Scott Pilgrim) als Paläontologin Kate Lloyd, die von dem Wissenschaftler Dr. Sander Halvorson angeheuert wird, an einer unglaublichen norwegischen Expedition in der Antarktis teilzunehmen. Es herrscht strengste Geheimhaltung, bis geklärt wird, was das norwergische Team tief im Eis genau entdeckt hat. Scheinbar stürzte dort vor über 100.000 Jahren ein außerirdisches Raumschiff ab, das erst jetzt entdeckt wurde. Doch ist dies nicht das Einzige, worauf die Forscher stoßen. Nicht weit von der Absturzstelle entfernt befindet sich eine eingefrorene Lebensform, welche zwecks Proben mit in die norwegische Basis genommen wird. Bald stellt sich allerdings heraus, dass „Das Ding“ keineswegs tot ist – und beim langsamen Auftauen wieder aktiv wird. Gerade eben noch aufgrund des einzigartigen Fundes in euphorischer Stimmung, beginnt für das Expeditionsteam nun ein erbarmungsloser Überlebenskampf.

Das norwegische Expeditionsteam entdeckt im Eis etwas Unglaubliches © Universal Pictures

Das norwegische Expeditionsteam entdeckt im Eis etwas Unglaubliches © Universal Pictures

Gelungener Tritt in große Fußstapfen?

Dass sich van Heijningen John Carpenters Werk als Vorbild genommen hat, spürt man permanent: bereits die Luftaufnahme durch die Eislandschaft im Intro erinnert uns sofort wieder an den „Vorgänger“, auch die Ausstattung wie beispielsweise die norwegische Basis wirkt stimmig in Szene gesetzt, wodurch eine glaubhafte Atmosphäre entsteht, denn die Forscher sind so weit in der Antarktis zweifellos vom Rest der Welt abgeschnitten und müssen selbst klarkommen. Wenn „Das Ding“ jedoch zum allerersten Mal aus dem Eis ausbricht, stehen den tollen handgemachten Sets auch einige CGI-Aufnahmen gegenüber. Eine Schande, wenn man den Hintergrund dafür kennt: als Liebhaber des Originals bzw. Remakes von 1982 engagierte van Heijningen den Maskenbildner Rob Bottin, der sich bereits für die aus heutiger Sicht immernoch guten Effekte von damals verantwortlich zeigte, um glaubwürdige Animatronic-Modelle ins Leben zu rufen, wie sie auch in den 90ern noch in Jurassic Park vorkamen. Das Studio bestand jedoch auf den Einsatz von CGI-Effekten.

Dem "Ding" weiß man nur Etwas mit Feuer entgegenzusetzen © Universal Pictures

Dem „Ding“ weiß man nur Etwas mit Feuer entgegenzusetzen © Universal Pictures

Spannender als erwartet

Zugegeben, billig wirken die Effekte, die „Das Ding“ zum Leben erwecken, keineswegs. Das Dilemma besteht einfach in der Tatsache, dass CGI meistens einfach nicht glaubwürdig genug rüberkommt, gerade nicht in einem atmosphärischen Horrorfilm. Man sieht sofort, dass dort gerade nur eine Computeranimierte Figur um die Ecke kommt. Schade, denn das hätte dem Film optisch noch aufgewertet. Kommen Zombiefilme oft schon mit ein bisschen Make-Up aus, benötigt man für „The Thing“ schon aufwendigere Methoden. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass „Das Ding“ die Fähigkeit besitzt, sich per Metamorphose in alle möglichen Lebewesen, auch in Menschen, zu verwandeln, nachdem es sie absorbiert hat. Da kommen bei der Verwandlung die skurrilsten Formen heraus, die schon beinahe richtigen Ekel hervorrufen.

Diese Fähigkeit stellt aber auch ein essentiellen Spannungsfaktor dar, den viele Horrorfilme nicht erreichen: die Teammitglieder erkennen, dass sie einander nicht trauen können, werden panisch, richten jederzeit ihre Waffen auf den jeweiligen Anderen. Dem Zuschauer wird Gott sei Dank verwehrt, wen es als letztes erwischt hat, sodass er nicht mehr weiß als die restlichen Figuren. Somit kommt es tatsächlich zu der einen oder anderen Überraschung, besonders in der Mitte des Films, wo der Spannungsbogen definitiv seinen Höhepunkt hat.

Schwächen klar erkennbar

Der Anfang und das Ende hingegen hinterlassen einen eher faden Beigeschmack. Ruft der Beginn des Films noch Interesse hervor, langweilen nach kurzer Zeit die oberflächlichen und eindimensionalen Charaktere. Nicht dass es tragisch ist, dass die Norweger sich als sehr wortkarg herausstellen, etwas mehr Leben hätte man ihnen aber schon einhauchen können, wie es in Carpenters Figuren der Fall ist. Auch Dr. Halvorson ist mal wieder die typische Schablone für einen kalten und nüchternden Forscher, der die Wichtigkeit seiner wissenschaftlichen Ergebnisse vor die Bedürfnisse der Menschen stellt, was ihn natürlich in der ungeheuerlichen Situation unsympathisch, aber ebenso uninteressant wirken lässt. Potenzial hätten da schon eher Mary Elizabeth Winstead alias Kate und der Pilot Sam Carter, gespielt von Joel Edgerton, gehabt, die eindeutig das Zugpferd im Film darstellen. Keiner von beiden erreicht jedoch eine Ausstrahlung wie die von Kurt Russel, dem coolen und rauen Piloten MacReady aus der Version von 1982.

Unter der Eisdecke befindet sich ein seit Jahren dort liegendes Raumschiff © Universal Pictures

Unter der Eisdecke befindet sich ein seit Jahren dort liegendes Raumschiff © Universal Pictures

Das Finale des Films wirkt total überzogen und unnötig, hier wollte van Heijningen wohl nochmal ein Spektakel à la Alien heraufbeschwören. Gelungen ist schließlich wieder die letzte Szene während des Abspanns, die hervorragend auf Carpenters Streifen überleitet. Wenn man den Regisseur loben kann, dann seine Detailtreue zum Vorbild. Schaut man sich nocheinmal „Das Ding aus einer anderen Welt“ von 1982 an, fällt erst auf, wie viele Anspielungen und Eastereggs im neuen Prequel versteckt sind – dafür Hut ab!

Fazit

The Thing (2011) ist wie erwartet kein Knaller geworden. Uninteressante Charaktere, die einem zum keinen Zeitpunkt nahe gehen, gesellen sich zu nicht ganz realistisch wirkenden CGI-Effekten, die sich immerhin weitgehend nur auf das „Ding“ konzentrieren. Jetzt folgt das Aber: der Film funktioniert perfekt als Prequel, ist sehr detailverliebt und erzeugt vor allem zur Mitte hin tatsächlich Spannung. Stünde er nicht im Schatten des grandiosen „Vorgängers“, könnte man ihn sicherlich noch höher ansehen. Denn trotz einiger Schwächen bietet „The Thing“ deutlich bessere Qualitäten als viele Horrorfilme der letzten Jahre.

Ebenfalls über The Thing (2011) berichteten Pixelklicker und Kulthit.de