Sherlock Holmes – Spiel im Schatten (2011) Kritik

Noomi Rapace bildet den weiblichen Part des Casts © 2011 Warner Bros.

Noomi Rapace bildet den weiblichen Part des Casts © 2011 Warner Bros.

Ungewöhnlich – das war wohl die treffendste Bezeichnung für den 2010 bei uns erschienenen Film „Sherlock Holmes“. Regisseur Guy Ritchie brachte den bekanntesten Detektiv der Welt auf die große Kinoleinwand, allerdings handelte es sich keineswegs um eine direkte Adaption der von Arthur Conan Doyles stammenden Literaturvorlage, sondern präsentierte sich inhaltlich und stilistisch als eine Pastiche der Marke Eigenbau. Eine Fortsetzung stand vor allem aufgrund des hohen Einspielergebnisses von über einer halbe Milliarde Dollar unter einem guten Stern. Mit „Spiel im Schatten“ bedient man sich nunmehr erneut des Erfolgrezepts und zieht alle Register für 130 Minuten Popcornunterhaltung.

„Wie habe ich Sie doch vermisst, Holmes.“

Holmes und Watson bei der Arbeit © 2011 Warner Bros.

Holmes und Watson bei der Arbeit © 2011 Warner Bros.

Sherlock Holmes ist einer Anschlagsserie auf der Spur, die in Straßburg ihren Anfang nahm. Sämtliche Hinweise führen ihn zu seinem Erzfeind Professor James Moriarty. Wieder einmal schließt er sich mit seinem engen Kollegen Dr. Watson zusammen und stürzt sich in einen seiner schwierigsten Fällen hinein – das Spiel beginnt. Die Hintergründe der Story kommen mit zunehmender Laufzeit mehr und mehr ans Tageslicht, Einfallsreichtum oder wenigstens eine Prise Originalität vermisst man jedoch kläglich. Altbewährte Muster wie „Der Bösewicht versucht, die Welt ins Chaos zu stürzen“ lassen dem Film inhaltlich schnell die Puste ausgehen. Doch wie so oft in diesem Genre liegt der Augenmerk auf Komponenten, bei denen „Spiel im Schatten“ deutlich mehr punkten kann.

Da wäre zunächst einmal die Besetzung. Robert Downey Jr. schafft es, die Figur des Sherlock Holmes trotz seiner arroganten und penetranten Charakteristika immer noch sympathisch wirken zu lassen. Seine Inkarnation ist mittlerweile genauso wenig wegzudenken wie Johnny Depp als Jack Sparrow. Jude Law alias Dr. Watson fügt sich in die Riege ein und liefert sich auch diesmal wieder unterhaltsame Wortduelle, auch wenn er meistens den Kürzeren zieht. Generell sind die Dialoge sehr gelungen und ziehen den Zuschauer mit. Das Zusammenspiel Moriarty und Holmes ist meistens auch erquickend, wirkt teils jedoch auch leicht aufgeblasen und pseudointellektuell. Noomi Rapace als weibliches Pendant liefert eine solide Darbietung ab, hätte in meinen Augen aber ein bisschen besser sein können.

Die Straßen von London © 2011 Warner Bros.

Die Straßen von London © 2011 Warner Bros.

Man mag geteilter Meinung über den Stil des Films sein, zweifellos kann man ihm aber eine saubere technische Umsetzung attestieren. Guy Ritchie hat ein Faible für aufregende und ansprechende Bilder, hält sich mit übertrieben schnellen Kameraeinstellungen zurück und wechselt dezent das Tempo zwischen Action- und Dialogszenen. Die Effekte können sich mehr als sehen lassen, den Einsatz der matrixähnlichen Zeitlupe hätte man aber auch minimieren können. Und so manche Sequenz wie die Zugfahrt nach Frankreich entlarvt einige wenige unappetitliche CGI Animationen. Dafür sind die Actionszenen fast schon meisterhaft gelungen, wirken sehr kreativ und machen somit einfach Spaß.

Für den musikalischen Beitrag zeigt sich erneut Hans Zimmer verantwortlich, der bereits beim Vorgänger für den Oscar nominiert war. Wieder einmal zeigt er, dass er derzeit einer der besten Komponisten innerhalb Hollywoods ist. Gerade die Titelmelodie geht schnell ins Ohr führt kraftvoll in den Film ein. Dazu fängt die Musik jederzeit die passenden Situationen ein, seien es die heiteren Dialogpassagen oder die rasanten Actionszenen.

Fazit

Ganz ehrlich: mit hohen Erwartungen bin ich nicht in den zweiten Teil der Reihe gegangen. Der Vorgänger war ungewöhnlich, schaffte aber nicht den Sprung über eine solide Basis. Dann ist es immer wieder schön zu sehen, dass man auch positiv überrascht werden kann. Natürlich braucht man sich mit dem banalen Drehbuch und der üblichen „Gut-gegen-Böse“ Story nicht weiter auseinanderzusetzen. Aber in Sachen schauspielerischer Leistung, Dialoge, Actionszenen und Musik hat man voll ins Schwarze getroffen. Spiel im Schatten ist meiner Meinung nach auch der bessere Sherlock Holmes. Denn er macht einfach noch mehr Spaß – und mehr möchte er auch überhaupt nicht.

Sherlock Holmes - Spiel im Schatten (2011) Kritik
Gesamteindruck
3.5Gesamtwertung